Vom Rhinozeros

[Im Lande Basma] gibt es wilde Elefanten, und zahlreiche Einhörner von beinah gleicher Größe. Sie haben Haar wie ein Büffel, Füße wie die eines Elefanten, und ein Horn in der Mitte ihrer Stirn, welches schwarz und sehr dick ist. Doch sie richten kein Unheil an mit diesem Horn,sondern einzig mit ihrer Zunge; denn diese ist überall bedeckt mit langen, starken Stacheln, und wenn sie wild auf jemandem werden so zerquetschen sie ihn unter ihren Knien und zerraspeln ihn dann mit ihrer Zunge. Der Kopf ähnelt dem eines wilden Ebers, und sie tragen ihn immer gen Boden gerichtet. Sie verweilen gerne im Morast und im Schlamm. Es ist ein überaus hässliches Tier, keineswegs wie jenes von dem unsere Geschichten erzählen, das im Schoße einer Jungfrau gefangen wird; tatsächlich unterscheidet es sich völlig von dem was wir uns vorstellten.

Marco Polo, ca 1298

Aus: The Travels of Marco Polo
The complete Yule-Cordier Edition
Including the unabridged third edition (1903)
of Henry Yule's annotated translation,
as revised by Henri Cordier; together with Cordier's
later volume of notes and addenda (1920)
In two Volumes
Volume II
E-Text erstellt von Charles Franks, Robert Connal, John Williams,
und Project Gutenberg Distributed Proofreaders
https://www.gutenberg.org/etext/12410

Aus dem Englischen übersetzt von Uli Westphal