Über den Straußen
Der Strauß ist, als die Fledermaus, eines Teils einem Vogel andern teils einemvierfüßigen Thier ähnlich. Dann er als ein Vogel Federn hat, und als ein vierfüssig Tier nit hoch fleugt. Der Schwanz und die Flügel sind mit viel gefärbten Federn, als mit blauen, weissen, roten, schwarzen und grünen gezieret.(...) Der Leib wird mit wenig Federn, die Bein aber noch mit minderen bedeckt, also, daß sie Beinen eines Menschens und nicht Vogels Bein bekunden, dann sie von Gestalt und Grösse und das sie weiß und ungefedert sind, des Menschen Schenkel ganz ähnlich scheinen. Die Füß sind geteilt als des Ochsen : die Bein aber sind als der Gans geformiert, er hat dazu Augbrauen als der Mensch.(...) Er hat ein kleines Beinlein unter seinen Flügeln mit welchem er sich reiniget und reißt wen er zornig wird : an der Brust aber ein groß breit Bein / zu dem Schirm seines Leibs ihm von Natur gegeben und angeboren.(...) Der Strauß verdauet alles das so er ohn allen Underscheid isset, als Eisen und ganze Bein von einem Hammel.(...) [Er] hasset von Natur das Pferd / und vervolget (...)[dieses] wunderbarlich, das Pferdt hasset ihn auch so feindtlich, daß Es ihn nicht mag ansehen.(...) [Sie] sind in der Grösse eines Hirschen, mit einem langen Halß. Und mögen von wegen ihrer Schwere her nicht hoch flie[g]en, aber schnell laufen, fürauß wenn der Wind wehet, von welchem sie mit aufgespannten Flügeln, als ein Segel, getrieben werden. Sie werfen die Jäger mit Steinen, dieselbigen in ihre Füß genommen. Wenn der Wind still ißt, und sie weder fliehen können, noch laufen mögen, werden sie gefangen.
Conrad Gessner, 1560
Aus: Vogelbuch oder Außführliche Beschreibung und lebendige ja auch eigentliche Contrafactur und Abmahlung aller und jeder Vögel / wie dieselben unter dem weiten Himmel allenthalben gefunden und gesehen werden.
Gedruckt durch Johann Saurn,
Frankfurt am Main, 1598.
Seite 496-500